Canto General, der große Gesang, das ist für mich ein Gesang des Lebens, ein Gesang für das Leben. Pablo Neruda schrieb diese Verse für die Befreiung der lateinamerikanischen Völker, sie erschienen 1950 im mexikanischen Exil. Dieses Buch faszinierte mich durch seine unbändige poetische Kraft.
Dieser „Allgemeine Gesang“ ist ein Gesang der Schöpfung selbst. Er gilt der Entwicklung des Lebens vom Anorganischen über das Organische bis hin zum Geistigen. Für einen Menschen, der mit Steinen arbeitet, der an diese Steine rühren, diese Steine „erwecken“ möchte zum Lebendigen hin, muss diese Genese bedeutungsvoll sein – sie kennt keinen Gegensatz zwischen Körper und Geist, Goethe hätte hier aufgemerkt.
Zur Vernissage werden zwei Bronzen mit dem Titel „Der große Gesang“ gezeigt, ich entwarf sie ursprünglich als Stein. Ihr Gold erinnert an Mexico, an Magie, es ist poetische Metapher auch für das Feuer, das sie formte. Diese Form, zugleich Flosse und Flügel, vielleicht auch Pflanze, gehört dem Organischen an, besingt Wasser, Lüfte und Erde. Letztlich aber erinnern diese Flossen/Flügel auch an einen Engel der Verkündigung, an einen Engel vor einem Kreuz, in den Boden gerammt. Es sind ambivalente Formen der Zuwendung und der Abwehr, die Sie in meinen Arbeiten häufig antreffen werden. Sie transportieren Bilder, die sich uns eingeprägt haben.
Alle Fotos HF