Henry van de Velde - Museum Haus Schulenburg Gera

17. Mai 2015 bis Ende April 2016

 

Gemeinsam mit Arbeiten von Walter Crane (1845-1915) wurden dort meine Skulpturen und Bronzen gezeigt, die in den ersten beiden Jahren entstanden.

Als ich vor fast einem Jahr an die nur angelehnte Tür eines Zimmers klopfte, mein Name sei Feistner, ich sei ein Nochniemand und mache Steine, ob man hier debütieren könne, ich wolle mich gerne bewerben, folgte ich mit einiger Tapferkeit meinem Gefühl. Die Liebe und jener Kunstsinn, mit dem dieses Anwesen hier in ein Leben geholt worden war, hatten mich sofort berührt.

 

Nach den Entwüfen Henry van de Veldes (1913/14) erbaut, hatte das Haus eine wechselvolle Geschichte erlebt, war zuletzt dem Zerfall preisgegeben gewesen. Das Ehepaar Kielstein, das dieses Haus 1997 erwarb, erhielt 2012 für die Rettungstat der Restaurierung den Thüringer Denkmalschutzpreis. Das gesamte Anwesen steht heute unter Denkmalschutz.

Haus Schulenburg beherbergt das "Henry van de Velde Museum" als Dauerausstellung mit einer umfangreichen Sammlung von Buchgestaltungen van de Veldes. Besuchen Sie doch die Seite. Und vor allem: Besuchen Sie doch das Haus!

 

Vielleicht begegnet Ihnen Herr Dr. Kielstein, im Halbdunkel die Vitrinen für die nächste Ausstellung zählend, und sagt: Bitte machen sie sich doch das Licht an. Und bitte machen sie es auch wieder aus. Man ist hier zu Gast - in einem wieder  bewohnten Haus.

 

Was für ein schöner Ort für die Kunst!



Fotos: Ronny Wiek

Fotos: Regina Rogalka

Meine Steine sollen viele Seiten haben - nicht nur von außen...

Nun also der Stein. Einem ausgewachsenen Ästhetizismus stand die wohl unvermeidliche Stümperhaftigkeit ungeübter Hände entgegen, ich hatte niemals zuvor eine plastische Arbeit gemacht. Hinzu kam, im Grunde hatte ich die Geschichte der Kunst, jener Kunst, die ich liebe, für beendet, für zu Ende gehend gehalten.

 

Etwas Unerwartetes geschah, der Kopf, er folgte der Hand. Sie geht dorthin zurück, wo die Moderne angesetzt hat, sucht sich den eigenen Weg. Sie werden hier Spuren vorantiker Kulturen begegnen, Ägypten, Mykene, Kleinasien, aber auch Afrika und Amerika, Asien.

Die Arbeit mit der reinen Form, sie lehrt auch, wie nahe sich ihre Sprachen sind, oft werden sie hier in einer Skulptur vereint. Überall öffnen sich Wege, viele ging ich noch nicht.

 

Der glatte Stein kennt kein Versteck. Er ist mit jedem seiner Punkte und von allen Seiten präsent. In seiner Drehung verändern sich häufig mit der Ansicht auch der Charakter, der Ausdruck, zuweilen auch die Person, viele Gesichter  stecken in einem Gesicht. Mitunter schnitt ich Sequenzen in die Steine hinein – hinein wie in einen Film. Die Skulptur bleibt in sich geschlossen, bleibt homogen.

Wohin es mich führt, das liegt ja auch immer am Stein. Ich arbeite immer gemeinsam mit der Natur, die Utopie steckt so im Machen selbst.

Oft warte ich auf den richtigen Stein, auf den mit der richtigen Farbe, Härte und Form, und finde ihn nicht. Es gibt keine Vorzeichnung, keinen Entwurf, die Skulptur entsteht mit dem Stein.

 

Die härtesten dieser Brocken erreichen den Härtegrad des Marmors, vor allem jene die dunkel sind. Das sind Steine aus aller Welt, Speckstein und Alabaster. Monatelange Arbeit an einer kleinen Figur, andere sind in zwei Tagen fertig.

 

Das Elend der Welt um jenes der Kunst zu vermehren, das ist kein Weg, den ich gehen möchte. Subversiv, finde ich, ist doch das, was dagegen hält, dagegen hält auch in der Behauptung der Form. Jener Form, die ihre Geschichte enthält,  ob wir das wollen, ob nicht.

Diese Geschichte, das ist auch die Geschichte der Sehnsucht nach einem Leben, das anders wäre, seit tausenden Jahren geschrieben. Utopie, warum sollte sie nicht formuliert werden können. Es gibt einen Stein, der Atlantis heißt.

 

 Heidrun Feistner, Berlin 2015

 



Danke! (Foto: Joachim Dikmayer)
Danke! (Foto: Joachim Dikmayer)
Vernissage
Vernissage

Aus dem Gästebuch

Ich bedanke mich für das Einverständnis mit der Veröffentlichung dieser Zeilen. H.F.

Sehr geehrte Frau Feistner, kürzlich sahen mein Mann und ich Arbeiten von Ihnen in Gera im Schulenburg Haus und waren beide äußerst begeistert über die sparsame und so emotionale Formgebung Ihrer Plastiken. Dazu noch der schöne „Rahmen“ des eleganten Hauses, in dem Ihre Figuren wie seltsame Tänzerinnen zu schweben schienen.

Für dieses wunderbare Erlebnis möchten wir Ihnen danken.

Sollte sich eine Berliner Ausstellung ankündigen, wären wir über eine Information dankbar.

Ihnen weiterhin Ideen, Freude und Erfolg bei Ihrer wunderbaren Arbeit.

Astrid Kuhlmey und Ulrich Beck

 

Ihre Engel der Geschichte, in denen ich mit spontaner Begeisterung geblättert habe, überzeugen in jeder Stufe von Engel 1 – 7 und 8.

Sie sehen sie als Boten (angeli) der Kunst aus Atlantis, in der sie beheimatet sind, wunderbar diese Motivation!

Für Ihre 1. Ausstellung in Gera in Haus Schulenburg wünsche ich Ihnen großen Erfolg!

Prof. Dr. Tilo Brandis

 

„Atlantis“ hat bei uns einen ganz wichtigen Platz gefunden. Er steht bei oder neben der Alten Madonna, die meine Frau von ihren Eltern geerbt hat. Und ihn begleitet eine jahrhundertealte Porzellanfigur aus Schweden…

Eine Figur, die mich mein Leben lang begleitete und die ein sehr wichtiges Bindeglied in die Vergangenheit für mich ist. Und „Atlantis“ hat die innere Kraft als sichtbares Unikat einen eigenen Raum neben den anderen beiden Figuren zu besetzen.

Aber sehen Sie es sich selbst an, der Kaffee wartet…

Dr. Olaf Hahl

 

Sie ist angekommen, und sie ist wirklich wunderschön, noch schöner als auf den Fotos. Ich bin ganz begeistert.

Carola Pohlmann

(„Sie“: gemeint ist die kleine Bronze „Erinnerung an Ägypten“.)

 


Aber es gab ja auch einen kleinen Betriebsausflug von Berlin nach Gera:

und diese Fotos meiner Kollegen:

Fotos: Barbara Deschoufour

Foto: Regina Rogalka

Fotos: Ronny Wiek